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Gesundheitsreform

ZUCKERKRANKHEIT/DIABETES MELLITUS
 

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)

Der Diabetes mellitus, was soviel bedeutet wie "honigsüßer Durchfluss" ist eine chronische Erhöhung des Blutzuckers, verbunden mit einem Risiko für schwere Begleit- und Folgeerkrankungen. In Deutschland leiden mehr als fünf Millionen Menschen an Diabetes mellitus.


Diagnose

Die Diagnose einer Zuckerkrankheit erfolgt über eine Blutzuckerbestimmung. Gemessen wird der sog. Nüchternblutzuckerspiegel nach einer achtstündigen Nahrungspause. Der Normalwert sollte dabei unter 110 mg/dl liegen. Wenn der Blutzuckerspiegel über 126 mg/dl liegt besteht ein Diabetes mellitus. Ein Messwert von 110 mg/dl bis 126 mg/dl ergibt noch kein selbständiges Krankheitsbild, muss jedoch als Risikofaktor angesehen und sollte weiter abgeklärt werden.

Der Verdacht auf einen Diabetes kann ebenfalls durch die Bestimmung der Glukose im Urin gestellt werden. Normalerweise wird vom Körper nur sehr wenig Glukose an den Urin abgegeben. Erst bei einem Glukosewert von über 160 mg/dl im Blut (die so genannte „Nierenschwelle“) kommt es zu einer stärkeren Ausscheidung von Glukose über die Nieren. Wird mehrmals eine größere Menge von Zucker im Urin (Glukosurie) nachgewiesen, liegt wahrscheinlich ein Diabetes vor.


Der Blutzuckerwert

Der Blutzuckerwert misst die Konzentration an gelöstem Traubenzucker (Glukose) im Blut. Die Glukose ist der Energielieferant für die Zellen. Durch Insulin wird die Glukose aus dem Blut in die Zelle aufgenommen. Ohne Insulin kann die Glukose nicht korrekt in die Zellen gelangen und bleibt deshalb im Blut. Die Folge ist ein zu hoher Zuckerwert, während die Zellen dringend Glukose bräuchten. Dieser Zustand wird als Überzucker (Hyperglykämie) bezeichnet. Umgekehrt kann es durch zu viel Insulin zum Unterzucker (Hypoglykämie) kommen.

Bei einem so genannten Blutzuckertagesprofil wird drei- bis sechsmal täglich eine Blutzuckermessung durchgeführt. So lässt sich die Reaktion des Blutzuckerspiegels auf die Nahrungszufuhr bestimmen.

Bei einem oralen Glukose-Toleranz-Test (OGTT) trinkt der Patient eine bestimmte Menge an Glukose; nach zwei Stunden erfolgt eine Blutzuckermessung.


Die Bestimmung des Blutzuckerwertes

Der Blutzuckerwert wird gewöhnlich aus dem Kapillarblut bestimmt. Das Kapillarblut wird durch einen Stich in den Finger oder in das Ohrläppchen gewonnen. Die eigentliche Messung erfolgt dann im Schnelltestverfahren mit Teststreifen.


Das Blutzuckergedächtnis oder der Langzeitblutzuckerwert HbA1c

Eine andere Möglichkeit ist die Bestimmung des so genannten Blutzuckergedächtnisses. Bei dieser Methode wird das Zuckerhämoglobin HbA1c gemessen. Es wird untersucht, wie viel Blutfarbstoff (Hämoglobin) mit Zucker verbunden ist. Der gemessene HbA1c-Wert zeigt die Höhe der durchschnittlichen Blutzuckerwerte während der letzten sechs bis zwölf Wochen an. Der Prozentwert steht für den Anteil des verzuckerten Hämoglobins im Vergleich zum Gesamthämoglobin. Das HbA1c dient auch zur Verlaufskontrolle der Diabetestherapie. Hält sich ein Patient jeweils nur kurz vor der Kontrolluntersuchung an Diät und Medikamente, ist dies durch den HbA1c-Wert leicht nachweisbar.

Das Ziel einer Diabetestherapie ist die Senkung des HbA1c unter 6,5 Prozent.


Einteilung und Ursachen

Typ I-Diabetes (ca. 10% aller Patienten):

Er wird verursacht durch einen Mangel an Insulin infolge einer Zerstörung der Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse durch das Zusammenwirken von erblicher Veranlagung und äußeren Faktoren (Virusinfekte) und einer Fehlfunktion des Immunsystems (Autoimmunerkrankungen). Ohne Insulin kann jedoch Glukose nicht mehr aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen werden. Der Blutzuckerspiegel steigt an. Am häufigsten erkranken Kinder zwischen 11 und 13 Jahren daran, weshalb dieser Typ I auch jugendlicher oder juveniler Diabetes heißt.


Typ II-Diabetes (ca. 90% aller Patienten)

Hier liegt ein vermindertes Ansprechen der Körperzellen auf Insulin vor. Da er sich meist erst nach dem 40. Lebensjahr bemerkbar macht wird er deshalb als Altersdiabetes oder Alterszucker bezeichnet. Ursachen hierfür sind zu fettreiche Kost, Übergewicht und Bewegungsmangel.
Zu Beginn kann der Körper den Mehrbedarf an Insulin noch durch eine gesteigerte Produktion von Insulin ausgleichen und der Blutzuckerspiegel ist noch im Normbereich. Später erschöpft sich jedoch die Insulinproduktion. Es bewirkt zunächst einen überhöhten und verlängerten Blutzuckeranstieg nach dem Essen (gestörte Glukosetoleranz) und schließlich einen manifesten Typ II-Diabetes.

Der Typ II-Diabetes tritt häufig zusammen mit Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen auf. Man spricht dann vom „Metabolischen Syndrom“.


Ein Sonderfall ist der Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes, der erstmals während der Schwangerschaft auftritt. Meistens verschwindet diese Form des Diabetes nach Beendigung der Schwangerschaft. Ein Schwangerschaftsdiabetes verursacht meistens keine Beschwerden und kann deshalb leicht übersehen werden. Trotzdem muss er behandelt werden, da es zu Komplikationen während der Schwangerschaft kommen kann. Auch ist das Risiko für die spätere Entwicklung eines Typ I- oder Typ II-Diabetes stark erhöht.

Eine weitere Ursache für das Auftreten einer Zuckerkrankheit kann eine akute Erkrankung der Bauchspeicheldrüse sein.



Symptome

Die wichtigsten Symptome sind

- vermehrter Durst
- vermehrtes Wasserlassen
- Müdigkeit und Gewichtsverlust

Weitere Symptome können sein:

- unerklärbare Gewichtsabnahme
- Müdigkeit und Leistungsabfall
- Neigung zu Infektionen
- schlecht heilende Wunden
- Wadenkrämpfe,
- Sehstörungen
- Juckreiz
- Azetongeruch der Atemluft

Beim Typ I-Diabetes treten die Symptome wegen des absoluten Insulinmangels in der Regel sehr akut und dramatisch auf. Kommt es nicht rechtzeitige zur Behandlung treten innerhalb weniger Wochen Gewichtsverlust, Unwohlsein, starker Durst, ständiges Wasserlassen bis hin zu schnellerer und vertiefter Atmung durch Veränderungen im Säure-Basen-Haushalt des Körpers auf bis hin zur Entwicklung eines diabetischen Komas mit Bewusstlosigkeit.

Beim Typ II-Diabetes können jahrelang keine Beschwerden vorkommen.

Die unspezifischen Symptome wie starker Durst, schlechtes Allgemeinbefinden, erhöhte Infektanfälligkeit, Juckreiz, leichte Ermüdbarkeit und Schwindel werden lange nicht richtig gedeutet. Trotzdem können zu diesem Zeitpunkt bereits Folgeschäden z.B. an Herz, Nieren, Augen und Nerven vorhanden sein.



Behandlung des Diabetes mellitus

Die Folgeerkrankungen des Diabetes (siehe unten) lassen sich nur verhindern oder hinauszögern, wenn der Diabetes und seine Begleiterkrankungen richtig und rechtzeitig behandelt werden.

Der Typ I-Diabetes wird immer und von Anfang an durch Insulin-Injektionen mit Hilfe einer Spritze oder den so genannten "Pens" oder durch kontinuierliche Infusion mit einer Insulinpumpe behandelt. Die notwendige Dosis von Insulin hängt ab vom aktuellen Blutzucker, der Menge der zugeführten Kohlenhydrate und der geplanten körperlichen Bewegung. Für die Patienten und auch für ihre Angehörigen werden spezielle Schulungskurse angeboten.

Beim Typ II-Diabetiker geht es primär um eine geregelte und gesunde Lebensweise (Ernährungsumstellung, Körpergewichtsreduktion, vermehrte körperliche Bewegung sowie Nikotin- und Alkoholverzicht). Viele Patienten können damit über Jahre hinweg gut behandelt werden. Reicht dies nicht oder nicht mehr aus, so ist dann auch eine medikamentöse Therapie mit Tabletten (orale Antidiabetika) oder eine Insulintherapie notwendig. Es müssen aber auch Blutdruck, Blutfette und andere Störungen konsequent mitbehandelt werden, um insbesondere auch Folgeerkrankungen an den großen Gefäßen zu verhindern. Nach ca. 15 bis 20 Jahren brauchen auch Typ II-Diabetiker häufig Insulin.

Der Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) muss behandelt werden, um Komplikationen bei Kind und Mutter zu verhindern. Wenn eine Ernährungsumstellung nicht zur Normalisierung der erhöhten Blutzuckerwerte führt, muss Insulin gespritzt werden. Eine medikamentöse Behandlung mit Tabletten ist während einer Schwangerschaft nicht möglich, da diese Medikamente das heranwachsende Kind schädigen können. Unbehandelt kann die Zuckerkrankheit zu Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen bis hin zum Tod des ungeborenen Kindes führen. Eine Kontrolle des Blutzuckers in der 26. - 28. Schwangerschaftswoche wird empfohlen um einen Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig zu erkennen.



Folgeerkrankungen

- Durchblutungsstörungen (diabetisches Fußsyndrom)
- Arteriosklerose (KHK, Schlaganfall, periphere art. Verschlusskrankheit)
- Augenschäden (Retinopathie) bis zur Erblindung
- Nierenschäden (Nephropathie) bis zum Nierenversagen
- Nervenschäden (Neuropathie)

Hauptursache dieser Folgeerkrankungen ist eine Schädigung der kleinen und großen Blutgefäße (Mikro- und Makroangiopathie) durch den hohen Blutzucker. Es kommt dabei zu direkten Schäden an den Blutgefäßwänden.
Diese Folgeerkrankungen hängen von der Dauer und dem Ausmaß der Blutzuckerhöhung sowie von bestehenden Begleiterkrankungen ab. Je länger ein Diabetes schlecht oder gar nicht eingestellt ist, desto wahrscheinlicher und schwerwiegender sind die Folgeerkrankungen.



Regelmäßige Kontrollen bei bekanntem Diabetes mellitus

1. Selbstkontrollen

Selbstkontrollen bilden die Basis jeder Diabetestherapie, die zur regelmäßigen und systematischen Kontrolle der Stoffwechselsituation notwendig sind. Entgleisungen des Blutzuckers lassen sich frühzeitig erkennen und behandeln. Dabei sollten folgende Werte kontrolliert werden:

- Körpergewicht
- Blutdruck
- Urin auf Zucker und Azeton
- Blutzucker



2. Ärztliche Kontrollen

alle drei Monate:

- Körpergewicht
- Blutdruck
- HbA1c-Wert
- Blutzucker (nüchtern und nach dem Essen)
- Mikroalbuminurietest (Eiweiße im Urin bei Nierenschäden)
- Untersuchung der Füße bei Polyneuropathie

zusätzlich einmal pro Jahr:

- Gesamtcholesterin, HDL- und LDL-Cholesterin, Triglyceride
- Kreatinin
- eine Untersuchung der Beingefäße
- EKG
- eingehende neurologische Untersuchung
- Vorstellung beim Augenarzt



Mögliche Vorbeugungsmaßnahmen

Die Anzahl der Typ II-Diabetiker wird durch die ständig höhere Lebenserwartung, durch Fehlernährung, Übergewicht und der fehlenden ausreichenden körperlichen Bewegung weiter ansteigen.

Das Risiko, an einem Typ I-Diabetes zu erkranken, kann heute sehr gut durch den Nachweis spezieller Antikörper im Blut erkannt werden. Zur Verhinderung sind aber keine wirksamen Maßnahmen bekannt.

Das Auftreten eines Typ II-Diabetes kann durch eine gesunde Ernährung, Gewichtsabnahme und ausreichende körperliche Aktivität verhindert oder in der Frühphase gut behandelt werden.

Zur Verhinderung des Schwangerschaftsdiabetes sind bisher keine wirksamen Maßnahmen bekannt. Eine konsequente Behandlung kann die gefürchteten Komplikationen verhindern.


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