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Gesundheitsreform

BLUTHOCHDRUCK/HYPERTONIE
 

Hypertonie (erhöhter Blutdruck)

Die Blutdruckmessung mit der Manschette lässt Aussagen über den Druck im arteriellen System unseres Körpers zu. Durch rhythmisches Zusammenziehen presst unser Herz das Blut mit hohem Druck in das Gefäßsystem (sog. Systole). Danach erschlafft das Herz wieder um seine Kammern mit neuem Blut aufzufüllen (sog. Diastole). Der systolische (obere) Blutdruck liegt über dem Mittelwert, während der diastolische (untere) Blutdruck unter dem Mittelwert liegt. Diese vom Herz produzierten Druckwellen werden bei der Blutdruckmessung benutzt um auf akustischer Basis eine Überprüfung des Blutflusses in den Gefäßen vorzunehmen. Auch die Blutgefäße können Druck erzeugen; vor allem die Arterien können sich verengen oder erweitern da eine der Gefäßwandschichten aus Muskelgewebe besteht. Verengt sich das Gefäß, steigt der Druck an, erweitert es sich, fällt er ab. Der Blutdruck ist daher sowohl abhängig vom Durchmesser der Gefäße als auch der Kraft des Herzens.

Was heißt Bluthochdruck?

Der Blutdruck, der gemessen wird, entspricht dem Druck in den Arterien. Es werden zwei verschiedene Werte gemessen. Das hängt mit dem An- und Absteigen des Drucks in den Arterien während der Pumparbeit des Herzmuskels zusammen. Der obere (systolische Wert) entspricht dabei dem höchsten, der untere (diastolische Wert) dem niedrigsten Druck in der Arterie. Ab einem ständigen Druck von systolisch 140 mm Hg und/oder diastolisch 90 mm Hg spricht man von Bluthochdruck.


 
Einteilung  systolischer Wert  diastolischer Wert 
optimaler Blutdruck  < 120   < 80 
normaler Blutdruck  < 130  < 85 
leichte Hypertonie
(Schweregrad 1)  
130-139  85-89 
mittelschwere Hypertonie
(Schweregrad 2) 
160-179  100-109 
schwere Hypertonie
(Schweregrad 3)  
ab 180  ab 110 
isolierte systolische Hypertonie  ab 140  < 90 
     



 

Warum ist ein Bluthochdruck gefährlich?

Die meisten Krankheiten verursachen Beschwerden (z. B. Schmerzen). Von einem zu hohen Blutdruck merken Sie zu Beginn und über einen langen Zeitraum nichts. Trotzdem schädigt der hohe Druck in den Arterien sowohl das Herz als auch die Gefäße. Die elastische Gefäßwand wird starrer und es entwickelt sich eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Es kommt zu Schädigungen von Gehirn (Hirnleistungsstörung durch viele kleine Schlaganfälle), Niere (Nierenversagen), Herz (Herzkranzgefäßerkrankung, KHK) und der Augen.

Außer der Herzkranzgefäßerkrankung kommt es meistens zu einer krankhaften Vergrößerung der linken Herzhälfte (Hypertrophie), da sie ständig gegen den hohen Druck im Körperkreislauf anpumpen muss. Beide Faktoren zusammen führen auf die Dauer zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz).

Oft ist es nicht alleine der erhöhte Blutdruck, der die Gesundheit schädigt, sondern es wirken mehrere Risikofaktoren zusammen. Je mehr Risikofaktoren Sie haben, desto größer ist das Risiko z.B. für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Viele Faktoren können Sie jedoch selber positiv beeinflussen (z.B. das Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel).

In Deutschland erkrankt fast jeder dritte Erwachsene an einer Hypertonie (Bluthochdruck). Sie ist daher eine sehr häufige Erkrankung. Da der Bluthochdruck lange Zeit keine Beschwerden macht, fällt die Erkrankung häufig erst viel zu spät auf. Die Blutdruckmessung ist eine schnell und einfach durchzuführende und nicht schmerzhafte Untersuchung und sollte regelmäßig durchgeführt werden.


Ursachen der Hypertonie:

Bei ca. 90% der Menschen mit Hypertonie hat der Bluthochdruck keine erkennbare Ursache. In der Medizin wird diese am häufigsten vorkommende Form essentielle oder primäre Hypertonie genannt.

Nur bei etwa 10% der Patienten entsteht der Bluthochdruck durch organische Veränderungen in bestimmten Bereichen des Körpers. Dies Formen der Blutdruckerhöhung werden sekundäre oder organische Hypertonien genannt.

Ursachen für eine sekundäre Hypertonie können sein:

Die Nieren:
Nierenerkrankungen (im Nierengewebe oder Verengungen der zu den Nieren führenden Arterie) bewirken, dass die Nieren schlechter arbeiten. Dies führt häufig auch zu einer krankhaften Erhöhung des Blutdrucks. Der dann zu hohe Blutdruck schädigt wiederum zusätzlich die Nieren.

Die Nebennieren:
In den Nebennieren werden Hormone produziert, die den Blutdruck beeinflussen. Erkrankungen, die zu einer überhöhten Produktion dieser Hormone führen, erhöhen auch den Blutdruck.

Die Schilddrüse oder die Nebenschilddrüsen:
Unkontrollierte Hormonproduktion in diesen Organen kann den Blutdruck ansteigen lassen.

Angeborene Engstellen der Hauptschlagader (Aortenisthmusstenose) kann ebenfalls eine Blutdruckerhöhung verursachen.

Manche Medikamente können als Nebenwirkung den Blutdruck erhöhen. Dazu zählen die „Antibaby-Pille“, einige Appetitzügler und Schmerzmittel (nichtsteroidale Antirheumatika = NSAR, wie z.B. Diclofenac u.a.).

Wer Lakritze (!) in sehr großen Mengen zu sich nimmt, kann dadurch den Blutdruck erhöhen. Auch wer viel Alkohol trinkt kann einen höheren Blutdruck entwickeln. Drogen wie Kokain, Ecstasy und Amphetamine können ebenfalls den Blutdruck erhöhen.


Symptome bei einem erhöhten Blutdruck:

Lange Zeit spürt man die Erhöhung des Blutdrucks gar nicht. Dies birgt eine große Gefahr, denn der zu hohe Blutdruck schädigt Gehirn, Nieren, Herz und Augen, ohne dass Sie sich überhaupt krank fühlen. Erst die geschädigten Organe senden erste Warnhinweise.

Mögliche Symptome können sein:

- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Nasenbluten
- Brustschmerzen
- Kurzatmigkeit
- Sehstörungen

Diese Beschwerden können schon Zeichen für mögliche Organschäden sein. Durch regelmäßige Blutdruckkontrollen und die dadurch mögliche Erkennung und Behandlung des Bluthochdrucks sollen aber diese schon im voraus verhindert werden.


Untersuchungsmethoden:

Mit einer Befragung, einer körperlichen Untersuchung und mehreren Messungen des Blutdrucks hat man schon fast alle wichtigen Informationen. Zusätzliche sinnvolle Untersuchungen sind die Langzeitblutdruckmessung und Laboruntersuchungen des Blutes (Nierenwerte, bestimmte Hormone) sowie eine Untersuchung des Urins. Eine kranke Niere scheidet im Urin mehr Eiweiß aus als eine gesunde Niere. Eiweiß und andere Bestandteile des Urins werden mit einem Teststreifen gemessen.

Untersuchung des Augenhintergrundes beim Augenarzt: Gefäßveränderungen am Auge kann man durch eine Untersuchung des Augenhintergrundes mit dem Augenspiegel entdecken.

Elektrokardiogramm (EKG): Das EKG sagt etwas über den Ablauf der Herzarbeit aus. Indirekt kann man auch Zeichen erkennen, die für eine Vergrößerung der linken Herzhälfte sprechen. Liegen diese Zeichen vor, kann es sinnvoll sein, eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung des Herzens oder eine Röntgenuntersuchung des Brustraumes anzuschließen.

Ultraschall des Bauchraumes (Sonographie): Sie wird eingesetzt um die Beschaffenheit der Nieren beurteilen zu können.

Belastungs-EKG (Ergometrie): Sie zeichnet den Ablauf des Blutdrucks und der Herzarbeit unter Belastung (zum Beispiel beim Fahrradfahren) auf. Das Ergebnis sagt etwas über Ihre Belastbarkeit aus.

Wenn ein erhöhter Blutdruck festgestellt wurde, gibt es drei wichtige Punkte zu beachten:

1. regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks
2. Änderung der Lebensgewohnheiten
3. medikamentöse Behandlung


Durch Änderungen in der Lebensführung (salz- und fettarm essen, Gewichtsabnahme bei Übergewicht, wenig(er) Alkohol trinken, viel bewegen, nicht mehr rauchen) kann der Blutdruck in vielen Fällen gesenkt werden. Manchmal kann durch solche Veränderungen sogar auf blutdrucksenkende Medikamente ganz verzichtet werden.

Sollte durch diese Maßnahmen der Blutdruck jedoch nicht ausreichen gesenkt werden, ist eine medikamentöse Behandlung notwendig.


Medikamente:

Ihr Körper hat sich über längere Zeit an einen sehr hohen Blutdruck gewöhnt. Er braucht nun einige Zeit, um sich auf den niedrigeren, normalen Blutdruck einzustellen. Nehmen Sie auch in dieser Anfangsphase Ihre Medikamente regelmäßig und zuverlässig ein. Eventuell auftretende Nebenwirkungen berichten Sie bitte in der Sprechstunde. Setzen Sie die Medikamente nicht einfach ab. Oft lässt sich eine Lösung finden, indem ein anderes Medikament oder eine andere Art oder Zeit der Einnahme ausprobiert werden.

Etwa jeder dritte Patient benötigt zwei oder drei verschiedene Medikamente, um den Blutdruck ausreichend senken zu können. Nicht immer sind die neuesten (und meist teuersten) Medikamente die besten. Bedenken Sie, dass für ältere Medikamente häufig wesentlich mehr wissenschaftliche Belege vorliegen und die Ärzte damit mehr Erfahrung haben.



Folgende Medikamentengruppen kommen bei Bluthochdruck zum Einsatz:

Thiaziddiuretika (z.B. Hydrochlorthiazid)

Diese so genannten „Wassertabletten“ verstärkt die Harnproduktion der Nieren. Das heißt, es wird mehr Urin gebildet und ausgeschieden. Weniger Flüssigkeit im Gefäßsystem bewirkt weniger Druck. Mit der Flüssigkeit können während der Behandlung auch Mineralstoffe des Blutes verstärkt ausgeschieden werden. Das Fehlen von bestimmten Mineralstoffen kann den Herzrhythmus negativ beeinflussen und muss daher regelmäßig kontrolliert werden. Ein häufiger Gang zur Toilette ist vielleicht etwas lästig, zeigt aber, dass das Medikament wirkt.

Achtung!: Der Druck im Blutgefäß kann nicht über eine Verminderung der Trinkmenge gesenkt werden. Es ist wichtig, dass Sie ausreichend trinken, damit die Nieren gut arbeiten können.


Betablocker (z.B. Bisoprolol, Metoprolol)

Betablocker senken den Blutdruck, indem sie die Herzarbeit etwas verlangsamen und den Sauerstoffbedarf des Herzens vermindern. Weniger Volumen bedeutet auch weniger Druck. Es kann sein, dass Sie sich anfangs müde fühlen, denn Ihr Körper muss sich erst wieder an den niedrigeren, normalen Blutdruck gewöhnen. Betablocker können zu einer Verengung der Bronchien führen, was bei Asthmapatienten einen Asthmaanfall begünstigt. Als weitere Nebenwirkungen können eine Verlangsamung des Herzschlags, ein zu niedriger Blutdruck und bei Männern manchmal Erektionsstörungen auftreten.


ACE-Hemmer (z.B. Enalapril, Ramipril, Lisinopril)

Die so genannten ACE-Hemmer senken den Blutdruck, indem Sie einerseits den Widerstand in den Blutgefäßen vermindern und andererseits verhindern, dass der Körper zu viel Salz und Wasser speichert. Die volle Wirkung wird erst nach längerer Einnahmedauer erreicht. Eine kleinere Anfangsmenge wird langsam gesteigert, bis die Menge erreicht ist, die am besten wirkt, ohne Nebenwirkungen zu verursachen. ACE-Hemmer sind nicht geeignet, wenn Sie an einer Verengung der Blutgefäße der Niere leiden. Bei anderen Nierenerkrankungen und bei Vorliegen einer Zuckerkrankheit schützen die ACE-Hemmer jedoch über zusätzliche Wirkmechanismen die Niere. Als Nebenwirkung können eine zu starke Senkung des Blutdrucks und trockener Husten auftreten.


Angiotensin-II-Antagonisten (z.B. Losartan, Valsartan)

Die Angiotensin-II-Antagonisten sind in ihren Wirkungen und Nebenwirkungen den ACE-Hemmern ähnlich. Nur Husten kommt bei den Angiotensin-II-Antagonisten sehr selten vor. Ob sie den ACE-Hemmern aber insgesamt überlegen sind, ist noch nicht bewiesen. Normalerweise werden Sie angewandt, wenn eine ACE-Hemmer-Unverträglichkeit vorliegt.


Kalziumantagonisten (z.B. Amlodipin, Nitrendipin)

Kalziumantagonisten erweitern die Blutgefäße und senken dadurch den Blutdruck. Gleichzeitig bremsen sie den Herzmuskel in den Anspannungsphasen etwas ab. Ähnlich wie bei den Betablockern verbraucht das Herz dadurch weniger Sauerstoff und arbeitet effektiver. Nebenwirkungen können ein zu niedriger Blutdruck und eine Störungen des Herzrhythmus sein.


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